AHS Klostergasse Wien

AHS Klostergasse Wien

Projekt Details

 

Jahr: 2021

Status: Wettbewerb ANERKENNUNG

Auslober: BIG Bundes Immobilien Gesellschaft

AHS Klostergasse Wien

ARCHITEKTONISCHE ASPEKTE

Individuelle Förderung kann als erzieherisches Handeln unter konsequenter Berücksichtigung persönlicher Lern- und Bildungsvoraussetzungen verstanden werden.“

Unter dieser Prämisse versteht sich das zentrale Anliegen des Entwurfes. Es soll ein ‚Bildungsorganismus´ geschaffen werden, der die räumlichen Voraussetzungen für ein auf das Individuum zugeschnittenes Lernen ermöglicht.

Moderne Bildungseinrichtungen versuchen dies durch eine adäquate Raumstruktur zu unterstützen. So erscheint es als essenziell das gesamte Gymnasium, konsequenterweise nicht nur den Zubau architektonisch so umzusetzen, dass Lern- und Pausenbereiche, Freiklassen und Freiräume für alle in unmittelbarer Nähe angeboten werden. Der Entwurf sieht für aller Klassen, die Nachmittagsbetreuung, die Ausspeise, die Bibliothek und Lehrer gleichermaßen diese so essenziellen Freibereiche vor.

Ein weiterer wichtiger architektonischer Aspekte bildet der Vorplatz mit seinerPasserelle die den Weg in die Schule und die Raumsequenz E.Eschenbach-Park – Vorplatz – Mitte – Schulhof inszeniert.

Dieser symbolhafter Brückenschlag, eine bewusste Inszenierung des Eingangs, ist das Bindeglied zwischen öffentlichem Raum und privatem Schulhof. An der Schnittstelle gelegen, dient der Schulvorplatz als Treffpunkt und Aufenthaltsbereich.

Der, mit dem Vorplatz höhengleiche Musiksaal ist als Präsentationsfläche zum Gassenraum hin gedacht. Vorbeischlendernde Spaziergänger können dem melodischen Gesang der Schüler lauschen. Bei geöffneten Türen kann der Vorplatz zum Auditorium werden. Viele weitere Bereiche der Schule, wie der Mehrzwecksaal und der Bewegungsraum, der Essbereich und die Sitzstufen bilden bewusste Blickachsen zum Schulvorplatz.

Der entscheidende Aspekt des Entwurfs ist der Anspruch, der Schüler, Lehrer und Eltern die Schule über einen zentralen Raum zu betreten. Von diesem Raum aus muss einerseits die logische Vernetzung der einzelnen Funktionen erfolgen und anderseits Großzügigkeit und Offenheit Richtung Schulhof/ -garten transportiert werden. Aus diesem Grund wurde das bestehende Erdgeschossniveau des Tröpferlbades als Zugangsebene im Neubau angenommen. Die Überbrückung des Höhenunterschied zum Vorplatz bzw. zur Klostergasse übernimmt die ‚Passerelle‘.

FUNKTIONALE ASPEKTE

Die neue AHS Klostergasse soll zu einem lebendigen Organismus werden. Die Passerelle, eine Art Gangway, dient als Verbindungselement zwischen dem Getümmel im öffentlichen Park und dem neu implantierten Herzen des Gymnasiums. Nun kommt man direkt in der Mitte an. Über die lichtdurchflutete Aula sind das Wohnzimmer und der Mehrzwecksaal direkt angebunden und der Blick schweift ungefiltert in den begrünten Spiel- und Sporthof. Der Essbereich und der Musiksaal sind räumlich nahe und optisch verbunden. Auch die Verwaltung ist leicht zu finden und grenzt an die Mitte. Über die offene Decke weitet sich der Raum bis zur Bibliothek und Lesezone im 1.OG.

Die Aufteilung der restlichen Funktionen ist denkbar einfach und selbstverständlich: 1OG=Sonderunterrichtsräume, 2,3OG= Stammklassen. Der Höhenunterschied zwischen den bestehenden Gebäuden (Tröpferlbad vs. Schule) wird durch einen an der Schnittstelle liegenden Lift barrierefrei gemacht. An dieser Schnittstelle liegen in den beiden Klassengeschossen Richtung Vorplatz orientierte, kommunikationsfördernde Sitzstufe. Diese tribünenartigen Übergänge zwischen dem Niveau der Bestandsschule und dem Niveau des ehemaligem Währinger Bades können als Lern-Spiel und Aufenthaltszonen der Cluster genützt werden.
Auch im Bestand werden durch einfache Eingriffe die Klassen und Aufenthaltszonen den einzelnen Clustern zugeordnet und für modernes Lernen adaptiert.
So gelingt der Übergang von der schnöden Gangschule zur modernen, kommunikativen Clusterschule Die Stiegenhäuser, Stammklassen, Marktplätze und Freibereiche sind so angeordnet, dass für die einzelnen Cluster eine möglichst einfache Erreichbarkeit gegeben ist – ohne andere Cluster in ihrer Intimität zu stören. Das erste Obergeschoss, in dem sich die Sonderunterrichtsräume befinden, dient auch als altersübergreifendes Verteilergeschoss. Dadurch wird zum einen eine friktionsfreie Anbindung an das Sportdeck ermöglicht und zum anderen ein ‚funktionaler Abstand‘ zum öffentlicheren Erdgeschoss erreicht. Während die Obergeschosse (2.-3.) also als Orte des konzentrierten Lernens dienen, wird das Erdgeschoss der Ort der schulischen Interaktion. Gleichzeit schafft der Entwurf eine Differenzierung zwischen öffentlich wirksamen und innerschulischen Raumsequenzen.

Die Raumsequenz aus Aula, Musikraum und Mehrzwecksaal kann als Zone mit Außenwirkung begriffen werden. Durch die Öffnungen zur Passerelle und dem Vorplatz schaffen sie einen Bezug zum öffentlichen Raum. Die Lage des Mehrzwecksaal bietet auch eine Verbindung zum Schulgarten im Nordosten. So kann auch bei Veranstaltungen wie Schulforen oder Elternabenden die unterschiedlichen Raumverknüpfungen vielfältig genützt und auch Außenbereiche angeboten werden. Die Aula, der Essbereich und die Räume der Nachmittagsbetreuung auf der anderen Seite öffnen sich als innerschulische Raumsequenz zu den neu angelegten Schulhof und Schulgarten. Über die vorgelagerte Terrasse kommt es hier zu einer Verschmelzung von Innen- und Außenraum. Der ehemalige Eingangsbereich in der Klostergasse kann zukünftig als Lehrerzugang und Garderobe dienen.

Die Idee der Passerelle, das geschickte Niveau-Management, verbunden mit den raffinierten Funktionsverknüpfungen geben der AHS Klostergasse – weit über eine Funktionssanierung hinaus – eine neue eigenständige Identität.

ÖKONOMISCH / ÖKOLOGISCHE ASPEKTE

Dem Entwurf liegt der Gedanke zu Grunde, möglichst Ressourcen schonend auf die Anforderungen einer modernen Schule einzugehen. Durch sensible Eingriffe in den Bestand wird dieser attrakiviert und zeitgemäß adaptiert. Um keine weitere Bodenverdichtung bzw. Verbauung zu schaffen, haben wir aus ökologischen Gründen darauf verzichtet die Innenhofflächen zu unterbauen. Neben den Sport und Spielflächen im Innenhof ist der neue, als naturnahe Grünzone gedachte Schulgarten, ein weiterer ökologischer Aspekt. Die zukünftige Gebäudekonfiguration bildet einen Lückenschluss zwischen den Bestandsgebäuden. Die Integration bestehender, schlecht gedämmter Außenwandflächen in die neue Gebäudehülle trägt zur Energieeffizienz bei.

In die ‚Behübschung‘ der Fassade des Umspannwerkes möchten wir bewusst keine Energie gesteckt. Wir verzichten auf jegliche baulich-architektonische Interventionen. Um den Kontrast zwischen Altbestand und neuem Turnsaal zu verdeutlichen möchten wir einen Pflanzenvorhang von oben nach unten wachsen lassen. Dieser kann als optische Erweiterung des E.Eschenbach-Parks gesehen werden und begünstigen durch reduzierte Wärmeabstrahlung das Mikroklima.

Wenn es die Ausführungsstatik zulässt, könnten wir uns eine intensiv begrünte Dachfläche am Turnhallendach vorstellen. Diese kann dann zur Rückhaltung des Niederschlagswassers (Stw. sponge city) dienen. Die Dachgeschossflächen im Bestand bilden für uns eine spannende Raumreserve die es für die kommenden Generationen zu konservieren gilt.

STÄDTEBAULICH ASPEKTE

Der bestehende Haupteingang wird den Anforderungen in Lage und Form nicht mehr gerecht, da sich das Schulgebäude Richtung Nordosten erweitert. Der künftige Haupteingang manifestiert sich an der Schnittstelle zwischen Schulgebäude und Tröpferlbad als Verteilerraum in alle vertikalen und horizontalen Richtungen.

Unter diesen Vorzeichen wird versucht, die Erweiterung auch als Chance zu begreifen, die Grundorganisation des Gymnasiums den städtebaulichen Rahmenbedingungen anzupassen und auf diese stärker als bisher einzugehen.

Der Entwurf schafft eine klare und eindeutige Positionierung im Stadtraum. Das Volumen des Neubaus nimmt die städtebauliche Fluchten der Bestandsgebäude auf, verknüpft sich logisch mit diesen und verschmilzt zur NEUEN AHS KLOSTERGASSE. Von der Klostergasse kommend, schafft der Vorplatz mit Passerelle zum Neubau ein neues Zentrum des ‚Ankommens‘. Der Platz vor der Schule wird zum transitorischem Raum zwischen Öffentlichkeit und der Privatheit des Lernens. Der Grad an Öffentlichkeit nimmt vom Park über die Passerelle bis zum Schulhof hin ab. Ein Gegenpol zum regen Treiben des Schulvorplatzes – einer Oase der Erholung. Der Nebeneingang zu den Sportanlagen wird vom Schülereingang getrennt im Bestand des Tröpferlbades situiert.